Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen
Die Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen (ATF) ist eine seit dem Sommersemester 2006 bestehende Einrichtung der Universität Hamburg im Fachbereich Evangelische Theologie.
Sie konzentriert sich auf die Erforschung und Weiterentwicklung der Friedenstheologie(n) und der friedenstheologischen Ethik im weitesten Sinne. Sie untersucht systematisch-theologisch eine Theologie der Friedenskirchen im Kontext Ökumenischer Theologie und behandelt interkulturelle und interreligiöse Fragestellungen.
Seit einigen Jahren ist die historische Forschung ein weiterer Zweig der Tätigkeiten.
In Interdisziplinären Zusammenhängen wird diese Theologie und Ethik kritisch hinterfragt und angereichert, z.B. durch die Traumaforschung, Konflikt- und Gewaltforschung, Klimaforschung, Genderforschung, Internationales Recht, u.v.m.
Aus der Kooperation mit anderen Instituten entstand auch die Initiative "Friedensbildung/Peacebuilding der Universität Hamburg", die für Studierende ein einjähriges Curriculum anbietet.
International beteiligt sich die Arbeitsstelle an verschiedenen Studien, insbesondere des Weltrates der Kirchen (ÖRK), sowie an einer vernetzten, ökumenischen Zusammenarbeit mit Theologischen Fakultäten verschiedenster Konfessionen. Direkte Kooperationen bestehen mit dem Amsterdam Center for Religion and Peace & Justice Studies, Vrije Universiteit, Niederlande.
In der Lehre werden Inhalte dieses Forschungsbereiches im größeren Zusammenhang der systematischen, ökumenischen und interkulturellen Theologie vermittelt. Aber auch in der Praktischen Theologie sowie im Bereich der Kirchengeschichte werden Lehrangebote gemacht. (Prüfungsleistungen können in den entsprechenden Fächern erbracht werden).
Neben dieser Forschung und der Bildung von Pastor:innen und Religionslehrer:innen organisiert die ATF öffentliche Foren und Gastvorträge, Studientage, Summer-Schools, um Friedenstheologie und -ethik in einem internationalen Netzwerk von Instituten, in Politik und Gesellschaft und Glaubensgemeinschaften weiterzuentwickeln und Praxisfeldern auszusetzen.
Historische Friedenskirchen
Als „Historische Friedenskirchen“ werden evangelische Freikirchen bezeichnet, deren kirchliche Traditionen weit in die Kirchengeschichte zurückreichen:
- die Mennoniten (als älteste evangelische Freikirche, hervorgegangen aus der Täuferbewegung der Reformation im 16.Jh.);
- die Church of the Brethren (hervorgegangen aus dem Pietismus des 18.Jh.);
- die Gesellschaft der Freunde (auch "Quäker" genannt, hervorgegangen aus dem englischen Puritanismus im 17.Jh.).
Gewaltfreiheit ist in den Traditionen der historischen Friedenskirchen nicht nur wesensmäßiges Element einer theologischen Ethik, sondern zugleich ein "regulatives Prinzip" allen theologischen Nachdenkens. Daraus ergeben sich genuine theologische Aussagen und Zusammenhänge zu den Hauptthemen Gottesbild, Christologie, Ekklesiologie – was nicht ohne Folgen bleibt für die Interpretation weitere theologischer Loci. Theologie und Ethik finden hier eine enge Verschränkung. Die gesellschaftliche Verantwortung ist geprägt von der christlichen Werteorientierung und Lebenspraxis (Nachfolge Jesu) einer sichtbaren Kirche, die Alternativen sucht zur Anwendung von direkter, indirekter, systemischer, kultureller und epistemischer Gewalt.
Geschichte
Die Gründung der ATF 2006 geht zurück auf eine Initiative von Dr. h. c. Annelie Kümpers-Greve (1946 – 2017), Unternehmerin und Mitglied des Kirchenrates der Mennonitengemeinde in Hamburg-Altona. Die Finanzierung erfolgte in den ersten fünf Jahren durch die "Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve". Seit 2011 finanziert die Stiftung der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden (AMG) in Deutschland die ATF, die mehrere Sponsoren vereint.
Ein eigens eingerichtetes Kuratorium begleitet und berät die ATF:
Aus der AMG
Vorsitzende/r der AMG-Förderstiftung Jan van Delden
Aus dem Kreis der (mennonitischen) Förderer Elisabeth Dörner
Cornelia Horsch
(Vertreter: Michael Horsch)
Markus Schopen
(Vertreterin Christina Kümpers)
Aus dem Kreis mennonitischer Theolog*innen Pastor Bernhard Thiessen (Vorsitzender), Pastor Lutz Heidebrecht
Weitere Sponsoren-Vertreter
ACK HH/Nordkirche-Ökumenereferat Dr. Uta Andrée
Verbindung zu Mennonitengemeinde HH Maren Schamp-Wiebe
Aus der Universität Hamburg: Vertreter/in aus
Fachbereich Ev. Theologie Prof. Dr. Claudia Jahnel
Akademie der Weltreligionen Prof. Dr. Carola Roloff
Interdisziplinärer Arbeitskreis „Peacebuilding“ Prof. Dr. Hartwig Spitzer
d. Weitere Expert/innen
Katholisches Erzbistum Hamburg (z.Zt. auch Vors. Ök. Forum HafenCity) Stephan Dreyer
Russlanddeutsche Mennoniten Heinrich Wiens15
Mitarbeitende
Leiter der Arbeitsstelle ist Prof. Dr. Fernando Enns (seit 2018 Stiftungsprofessur), außerdem ist er Professor für (Friedens-) Theologie und Ethik an der Vrije Universiteit Amsterdam.
Dr. Marie Anne Subklew ist wissenschaftliche Geschäftsführerin.
Dr. Andrés Felipe Pacheco Lozano und Friederike Willhöft sind als wissenschaftliche Mitarbeiter:innen tätig.
PD Dr. Astrid von Schlachta ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Täufer- und Mennonitengeschichte.
Doris Franzbach leitet das Geschäftszimmer der ATF.
Julia In, Antonia Meinert und Cora Chinnow sind als studentische Hilfskräfte tätig.