Nachhaltigkeit als Thema des Fachbereichs Evangelische Theologie
Für den Fachbereich Evangelische Theologie ist ein mehrdimensionales Verständnis von Nachhaltigkeit maßgeblich, das ökologische, sozioökonomische und religionskulturelle Dimensionen in ihrem wechselseitigen Zusammenhang berücksichtigt. Nachhaltigkeit versteht der Fachbereich als Querschnittsthema, das sich in seiner historischen wie gegenwärtigen Reflexion eng an die Themen Pluralität, Vielfalt und soziale Kohäsion gebunden weiß. Evangelische Theologie versteht sich selbst als wissenschaftliche Ressource für eine gesellschaftliche Entwicklung hin auf eine friedlichere und sozial gerechtere, zukunftsfähige Gesellschaft.
Als Wissenschaft, für die – wie für die Fächer der Geisteswissenschaftlichen Fakultät überhaupt – der Gedanke einer open critical science im Dialog mit Akteur:innen der Zivilgesellschaft leitend ist, trägt die Evangelische Theologie zur kritischen Reflexion soziokultureller Transformationsprozesse und ihrer religiösen Horizonte in Geschichte und Gegenwart bei. Religiöse Traditionen, religiöse Gegenwartskulturen und theologische Wissensbestände werden als sinnstiftende und orientierende Ressourcen für eine nachhaltige Entwicklung ebenso thematisiert wie kritisch auf Ambivalenzen und Konfliktfelder für eine nachhaltige Transformation befragt. Evangelische Theologie bearbeitet gesellschaftlich virulente ethische Fragen.
Marc Chagall, der Bundesbogen, Musée national message biblique Marc Chagall, Foto: Rokus Cornelis, Creative Commons
Nachhaltigkeit fungiert als Leitidee, als Maßstab der Kritik, als Gegenstand kritischer Reflexion sowie als integrierendes Prinzip für Forschung, Lehre und Transfer am Fachbereich Evangelische Theologie. Die Pluralität christlicher Traditionen, die Diversität und Transkulturalität religiöser Kulturen, Identitäten und Lebensformen sind für die Evangelische Theologie maßgeblich. Besonderes Augenmerk gilt der Ökumene und Fragen der Interkonfessionalität. Der Fachbereich Evangelische Theologie kooperiert in vielfältiger Weise mit interreligiösen Partner:innen an der Universität, aus der Stadt- und Zivilgesellschaft ebenso wie in internationalen Zusammenhängen. Der Fachbereich pflegt die aktive Kooperation und den reflexiven Austausch mit der Evangelischen Kirche als religiöser Institution und zivilgesellschaftlicher Akteurin. Darüber hinaus arbeitet der Fachbereich intrauniversitär mit dem Fachbereich Religionen sowie mit anderen geistes- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen intensiv zusammen.
Alle Fächer und Institute des Fachbereichs Evangelische Theologie bearbeiten in methodisch vielfältigen intersektionalen und interdisziplinären Forschungsprojekten zentrale Fragen nachhaltiger Transformation. Nachhaltigkeit wird in religiösen Texten sowie in Quellen der Christentumsgeschichte thematisiert und ist Gegenstand der theologischen Anthropologie und Ethik. Religiöse Gegenwartskulturen und religiöse Praxiszusammenhänge werden auf ihre Beiträge und Ambivalenzen zur nachhaltigen Transformation von Gesellschaften hin untersucht und aufgeklärt. Die Theologie in der Vielfalt der theologischen Disziplinen trägt in enger Kooperation mit literatur-, kultur- und geschichtswissenschaftlichen Forschungsaktivitäten zur kritischen Auseinandersetzung mit dem religiösen cultural heritage bei. Die Theologie bringt Fragen der ökologischen Ethik und der ökologischen Spiritualität in den Diskurs der environmental humanities ein. Die Friedens- und Sozialethik sowie die empirische Untersuchung sozialer Implikationen religiöser Praxis rücken Fragen der gesellschaftlichen Kohäsion in den Fokus theologischer Forschung.
Von besonderer Relevanz für Forschung und Lehre des Fachbereichs Evangelische Theologie sind die Nachhaltigkeitsziele, hochwertige Bildung (SDG 4) und Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5) zu fördern, der Menschenwürde in allen Bereichen der Gesellschaft Geltung zu verschaffen (SDG 8) und die ökologische Transformation aktiv mitzugestalten (SDG 12 bis 15). Religiosität und Spiritualität können zu Gesundheit und Wohlbefinden beitragen (SDG 3). Die Überwindung von Armut (SDG 1) und Ungleichheit (SDG 10) sind zentrale Fragen theologischer Reflexion. Ebenso weiß sich evangelisch-theologisches Arbeiten auf die Ziele von Frieden, Gerechtigkeit und Stärkung von Institutionen bezogen (SDG 16). Das Anliegen der Reflexion des religiösen Beitrags zur gesellschaftlichen Kohäsion manifestiert sich auch in der historisch gegründeten Verantwortung der Evangelischen Theologie gegenüber theologischen Desiderata der Evangelischen Kirche, die stets auch gesellschaftsbezogen sind.
Churches for Future bei der Klimademo in der Hamburger Innenstadt, © Claudia Ebeling, Nordkirche
Der Fachbereich pflegt vielfältige internationale Beziehungen, die Nachhaltigkeitsthemen kooperativ mit interkulturellen Partner:innen und in einem globalen Horizont bearbeiten (SDG 17). Zugleich reflektiert die Evangelische Theologie kritisch die koloniale Historie des Christentums und ihre postkoloniale Fortsetzungsgeschichte. Sie schlägt sich u.a. nieder in ökonomischen Abhängigkeiten, einer ungleichen Belastung durch den Klimawandel, der Ungleichheit der Partizipation am wissenschaftlichen Diskurs und dem Fortwirken rassistischer Stereotype und Sprache.
Theologische Bildung in Lehre und Transfer fördert insbesondere die Kompetenz, gesellschaftliche Partizipations- und Verständigungsprozesse in der Situation kultureller und weltanschaulicher Diversität zu reflektieren und zu gestalten. Voraussetzung dafür sind fundierte Kenntnisse eigener und anderer religiöser Traditionen, historischer Zusammenhänge und gesellschaftlicher Verhältnisse. Evangelische Theologie ist interdisziplinär ausgelegt und lebt vom Miteinander der verschiedenen theologischen und außertheologischen Disziplinen.
Die Lehr- und Lernkultur am Fachbereich zeichnet sich durch Inklusivität, Partnerschaftlichkeit und barrierefreie Zugänge aus. Dem Leitbild der open critical science folgend engagieren sich Wissenschaftler:innen und Studierende des Fachbereichs in vielfältigen Transferprojekten mit Partnern aus der Stadtgesellschaft, der Zivilgesellschaft, öffentlichen Institutionen, Kirchen und religiösen Gemeinschaften.
Unser Nachhaltigkeitsengagement zielt darauf ab, durch theologische Bildung und Vermittlung religionsprofessioneller Kompetenzen unter Einbeziehung unterschiedlicher gesellschaftlicher Perspektiven und Akteur:innen einen Beitrag zur intergenerationellen Zukunftssicherung zu leisten. Im Zusammenspiel von Forschung und Lehre sowie im interdisziplinären Kontext der Universität setzen wir uns für die Verwirklichung einer nachhaltigen Bildung für zukünftige Generationen ein.
Beispielprojekte zum Thema Nachhaltigkeit
Die Ziele für nachhaltige Entwicklung, wie sie die Vereinten Nationen formuliert haben, können hier eingesehen werden.
Am Fachbereich Evangelische Theologie befassen sich aktuell unter anderem diese Projekte mit verschiedenen Dimensionen und Zielen nachhaltiger Entwicklung:
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Foto im Header: Vecteezy.com, Adam Zubek-Nizol, https://www.vecteezy.com/free-photos/rainbow-mosai.