Bericht 1. MennoForum-Abend
3. Juni 2024, von Doris Franzbach
“Friede dem, der mit mir die Achtsamkeit teilt.”
mennoForum Hamburg: 26. April 2024: „Hoffen auf den Olivenzweig“
Ein lyrisch musikalischer Abend – mit Dr. Viola Raheb & Marwan Abado
Ein Abend für die Sinne.
Ein Abend, an dem Palästina in ihrer Fülle aufgenommen werden konnte.
Gerochen haben wir Palästina zuerst. Als wir das Foyer der Mennonitenkirche in Altona betraten, konnten wir das palästinensische Essen bereits riechen, bevor wir es dann auch schmecken konnten. Gemeinsam konnten wir dann, bevor es losging, ankommen, reden,schmecken und uns auf den Abend einstellen.
Sichtbar in der Mitte, vor der Kanzel, auf dem Tisch zwischen den Vortragenden, ein Olivenzweig. Also zu sehen bekamen wir einen Teil Palästinas direkt hier in Hamburg.
Aber vor allem zu hören gab es viel. Der wunderbare Klang der Oud, gespielt von Marwan Abado, hat mit dem Gesang von ihm und seiner Frau Dr. Viola Raheb perfekt die vorgetragenen Passagen aus verschiedenen palästinensischen Texten untermauert. Zusammen haben die beiden durch Wort und Musik ein Bild von Palästina innerhalb der derzeitigen Zerstörung aufgemacht, welches größer ist als das Leid und der Schmerz, dies aber auch nicht ignorierte.
An diesem Abend gab es keine Diskussion, keine Bilder von Gewalt, sondern Texte aus unterschiedlichen Epochen von verschiedenen palästinensischen Schriftsteller:innen. “Ich bin von dort.“ Ein Zitat aus einem der vorgetragenen Texte. Denn beide, Viola Raheb und Marwan Abado stammen aus Palästina. Beide sind aufgewachsen mit „dem Norden im Rücken.“
Dieser 1 ½ stündige Einblick in andere Perspektiven hat uns alle berührt. Hier kommt der Tastsinn. Denn „Friede ist Gartenarbeit“. Es braucht Zeit, es braucht Wissen, es braucht Personen, die sich darum kümmern, immer wieder aufs Neue. Viola Raheb und Marwan Abado sind zwei solcher Gartenarbeiter:innen. „Wir ziehen die Hoffnung groß.“ Sie haben es geschafft, mit Klang und Wort ein buntes Bild zu schaffen, ein Bild von Palästina, das mehr als nur schwarz und weiß, gut und böse, richtig und falsch ist.
Und wir durften zuhören, den Geschichten, die erzählt wurden, den Klängen, die geschaffen wurden. „Friede sei dem, der mit mir die Achtsamkeit teilt.“
Und das, was wir an diesem Abend aufgenommen haben, können wir nun weiterreichen. Aus diesem Abend gingen wir alle mit einem Gefühl der gegenseitigen Bestärkung. Eine Stärkung, die nicht nur leiblicher Art war, sondern unsere Sinne weiter ausgeprägt hat, uns gegenseitig Kraft gegeben hat weiterzumachen, hinzuhören, hinzuschauen, anzufassen.
„Friede dem, der mit mir die Achtsamkeit teilt. […]
Friede meinem Schmerz. […]
Friede hat anzuerkennen, was geschah. […]
Friede ist Gartenarbeit. […]
Ein anderer Tag wird kommen.“
Rebecca Goy, Studentin an der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen, Universität Hamburg