Hoffnungszeichen in Krisenzeiten – Friedenszeichen in Kriegszeiten
15. Juni 2024, von Doris Franzbach
mennoForum am 31. Mai 2024
Der Abend stand unter dem Wort ṣumūd (arabisch: صمود). Dieses Wort bedeutet Standhaftigkeit.
Drei Workshops gab es:
einen zur Friedensbewegung in Belarus in Zeiten des Krieges in der Ukraine, einen zum Zelt der Völker – gestaltet von Dr. Natallia Vasilevich;
ein palästinensisches Landgut unter dem Druck der israelischen Expansion – gestaltet von Dr. Jakob Fehr;
und ein Workshop zum „Ecumenical Accompaniment Program in Palestine and Israel“ des Ökumenischen Rates der Kirchen – gestaltet von Reinhard Kober.
Teilnehmen konnte man an zwei von den drei Workshops. Am liebsten hätte man sich aber alle drei angehört und bei allen dreien noch mehr Zeit zum intensiven Austausch gehabt.
Von zwei dieser Workshops soll nun berichtet werden.
“Es ist nicht so, dass das Land uns gehört, sondern wie gehören diesem Land.” Das ist das, was die Familie Nassar sich und anderen immer wieder in Erinnerung ruft. Seit Generationen wohnen sie auf demselben Berg, bewirtschaften das Land und versorgen sich und andere mit dem Erwerb des Landes. Und seit Jahrzehnten müssen sie ihr Recht auf das Land verteidigen, müssen mit ihren Besitzurkunden vor Gericht ziehen, müssen gewappnet sein dafür, dass ihre Plantagen zerstört werden, Olivenbäume gefällt, Obstbäume herausgerissen werden und alles neu aufgebaut werden muss. Denn das Land will weggenommen werden, um eine Siedlung zu bauen.
Doch anstatt sich von den immer wiederkehrenden Repressionen klein machen zu lassen, bleibt die Familie standhaft. Mehr sogar, nutzt diesen Ort, um ein Zentrum der Begegnung aufzubauen. Sie laden Freiwillige ein, dort zu arbeiten, sie zu unterstützen, bieten Workshops an, Zusammenkünfte für Politiker:innen bauen neben Oliven und Obstbäumen auch Bäume der Nachbarschaft und Verständigung an.
Der zweite Workshop, an dem ich teilgenommen habe, beschäftigte sich ebenfalls mit dem Engagement von Freiwilligen in Palästina. Denn wie man schon im „Zelt der Völker“ gehört hat, haben internationale Beobachter:innen eine wichtige Rolle in dieser Region. Sie werden anders behandelt als die Palästinenser:innen und haben vor allem die wichtige Aufgabe ihre Erfahrungen zu teilen und weiterzureichen. Dies ist das, worauf sich die Helfer:innen spezialisiert haben. Natürlich gibt es auch viele Friedensorganisationen in Israel und Palästina, aber als internationale Beobachter:in hat man eine andere Stellung.
Viel Vermittlungsarbeit wird hier geleistet, bei Grenzübergängen, bei der Begleitung von Kindern zur Schule, vorbei an einer israelischen Siedlung, zurück in Deutschland in Gesprächen mit Politiker:innen.
Und manchmal ist man einfach da, um der Frustration ein offenes Ohr zu schenken. Wenn eben doch wieder unterdrückt wird. Wenn man auch mit Vermittlung nicht weiterkommt. Dann ist man dort, bleibt standhaft, gibt nicht auf und hofft auf einen nachhaltigen Frieden.
Und genau das können wir auch tun. Offene Ohren haben, für das Leid, Informationen weitertragen und standhaft bleiben. ṣumūd.
Rebecca Goy, Studierende an der ATF, Uni Hamburg