Nachruf zu Prof. Dr. Dr. h.c. Helmut Greve
4. Juli 2016, von Simon Eckhardt
Der Fachbereich Evangelische Theologie der Fakultät für Geisteswissenschaften an der Universität Hamburg trauert um Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Greve. Helmut Greve, geboren am 2. Juni 1922 und verstorben am 3. Juli 2016 in Hamburg, war seit 2007 Ehrendoktor der Theologie des Fachbereichs Evangelische Theologie der Universität Hamburg.
Helmut Greve unterstützte die Universität Hamburg mit umfangreichen Stiftungen, von denen gerade auch die Fakultät für Geisteswissenschaften profitiert – etwa in Form der beiden Flügelbauten des Hauptgebäudes oder in Gestalt der „Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve.“
Helmut Greve schloss sein Studium der Staatswissenschaften mit der Dissertation „Die völkerrechtliche Stellung Berlins“ ab. Schon während seines Studiums war er aktiv im Kirchenvorstand der Mennonitengemeinde zu Hamburg und Altona, ab 1973 dann auch im Vorstand der „Internationale(n) Mennonitische(n) Organisation für Hilfswerk und andere christliche Aufgaben e.V.“ (IMO). Von seiner Verwurzelung im Mennonitentum profitiert der Fachbereich Evangelische Theologie bis auf den heutigen Tag, denn Helmut Greve und seine Gattin, Frau Prof. Dr. h.c. Hannelore Greve, stellten die finanziellen Mittel bereit, um 2006 die am Fachbereich Evangelische Theologie angesiedelte Arbeitsstelle „Theologie der Friedenskirchen“ einzurichten. Die seit ihrer Gründung von Prof. Dr. Fernando Enns geführte Arbeitsstelle widmet sich in ökumenischer und interdisziplinärer Perspektive der Friedenstheologie, Friedensethik und Gewaltforschung.
Die Theologie lag Helmut Greve seit jeher besonders am Herzen. Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde beschrieb er sie folgendermaßen:
„Die Theologie bedenkt – in historischer Arbeit an den Quellen und in systematischer Überlegung ihres Gehaltes – den Ursprung der Versöhnungsbotschaft in Gottes Handeln. Und sie bedenkt die Folgen dieser Versöhnungsbotschaft für die Praxis von Gemeinde und Kirche wie im weitesten Sinne für menschliches Handeln überhaupt. Auf dieser Grundlage hat die Theologie eine kritisch-konstruktive Funktion im Hause der Wissenschaften, ein aufbauend-vergewisserndes Amt im Raum von Kirche und Gemeinde und damit auch eine konstruktiv-kritische Aufgabe im gesellschaftlichen Leben. Je glaubwürdiger sie diesen Auftrag erfüllt, umso unentbehrlicher wird sie im Wettstreit mit weltweit unterschiedlichsten geistigen Einflüssen. Diese Funktionen von Theologie waren mir und meiner Frau in unserem bisherigen Leben stets wichtig, weil wir die Wahrheit des christlichen Glaubens in unseren eigenen Lebensläufen erfahren haben.“1
Über die Förderung der wissenschaftlichen Theologie nahm Helmut Greve sozialethische Verantwortung in Gestalt von schier zahllosen Projekten wahr. Oder wie es Hans-Martin Gutmann im Grußwort anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde ausdrückte: „Dem Geist des Protestantismus entspricht nicht allein, wie allgemein vertraut, der Geist des Kapitalismus, sondern gerade dieser Geist eines zivilgesellschaftlichen Engagements, ohne den gemeinsam mit unserer demokratischen Kultur auch eine wissenschaftliche Kultur nicht gedeihen kann.“2
Der Fachbereich Evangelische Theologie verliert einen großzügigen Gönner, vor allem aber einen engagierten, weitsichtigen Mitchristen.
Hamburg im Juli 2016, Prof. Dr. Barbara Müller Sprecherin des Fachbereichs Evangelische Theologie
1 Vgl. „Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren“ (Lk 17,10). Festschrift zur Ehrenpromotion von Helmut Greve, hg. v. Hans-Martin Gutmann, Hamburg 2008, S. 45.
2 Vgl. ebda, S. 29.
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