Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken
Professorin §17 HmbHG
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Schwerpunkte
- Frömmigkeitsgeschichte
- Politische Ethik in historischer Perspektive
- Friedensbildung
- Konflikttransformation und Gewaltüberwindung
- Militärseelsorge
- Religionssoziologie
- Soldatisches Selbstverständnis
- Militärethik und Militärsoziologie
Akademischer Werdegang
Seit dem 1. Juni 2021 ist Frau Prof. Dr. Dörfler-Dierken im Ruhestand. Sie lehrt und forscht weiterhin am Fachbereich Ev. Theologie an der Universität Hamburg.
- 04/2022-03/2025 DFG-Projekt Nr. DO 501/4-1: Geschichte der Militärseelsorge von der frühen Neuzeit bis zur neuesten Zeit
- 2012-2021 Apl. Professorin am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg nach §17 HambHG
- ab 06/2021 Ruhestand als WissDir’in am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr, Potsdam
- 2008 Mitinitiatorin und Mitveranstalterin des Interdisziplinären Lehrangebots Peacebuilding/Friedensbildung an der Universität Hamburg
- 2013-2021 Projektbereichsleiterin „Innere Führung, Ethik, Militärseelsorge“ im Forschungsbereich Sicherheitspolitik und Streitkräfte am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam
- 2011 Januar-Juni: Teilnahme am "Seminar für Sicherheitspolitik" an der Bundesakademie für Sicherheitspolitik
- 2005-2012 Apl. Professorin an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- 2003-2021 Projektleiterin "Militär, Ethik, Innere Führung“
- Themenschwerpunkte: Ethische Fundamente und Weiterentwicklung der Inneren Führung, Gerechter Frieden – Gerechter Krieg. Paradigmenwechsel und Interventionismus, Soldatische Berufsethik, Inklusion etc.
- 2002-2003 Kirchenschulrätin der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg
- 1998 Habilitation im Fach Kirchengeschichte "Luthertum und Demokratie. Deutschland und USA im Vergleich“ (Ev. Theologische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- 1987-2002 Akademische Lehre und Vertretungsprofessuren an mehreren Universitäten: Heidelberg, Bremen, Oldenburg i.O., Hamburg: Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr, Hamburg: Fachbereich Evangelische Theologie
- 1990 Promotion im Fach Kirchengeschichte "Verehrung der Hl. Anna in Spätmittelalter und früher Neuzeit“ (s.c.l), (Ev. Theologische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- 1977-1986 Studium: Evangelische Theologie und Human- und Sozialwissenschaften in Göttingen und Heidelberg: Abschluss I. Theol. Examen
- Auslandsaufenthalte: Rom, Chicago/IL, Gettysburg/PA, Kyoto/Japan
- 1974-1977 Studium der Bibliothekswissenschaften in Göttingen: Abschluss Dipl.-Bibl.
Arbeitsgebiete
Angelika Dörfler-Dierken hat in ihrer Dissertation die breite Literatur zu einer prägnanten Heiligengestalt der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kirchen- und Kunstgeschichte literarkritisch und religionssoziologisch analysiert und feststellen können, dass die Verehrung der Hl. Anna keineswegs volkstümlich war, sondern vielmehr das Selbst- und Familienbewusstsein des Renaissancebürgertums in den Himmel projizierte. Sie hat in ihrer Habilitationsschrift die Geltung der These, dass das Luthertum wenig kompatibel mit der Demokratie sei, am Beispiel von vier Gestalten lutherischer Sozialethik vergleichend untersucht. Dabei konnte sie darlegen, dass US-amerikanische Lutheraner im 19. Jahrhundert nicht per se demokratiefreundlicher waren als deutsche zu derselben Zeit. Die Demokratieaffinität des Luthertums ist vielmehr abhängig vom Typus des Gottesverhältnisses. Je geringer die Bedeutung der Kirche und je stärker das individuelle Gottesverhältnis nach der jeweiligen Konzeption ist, desto ‚demokratischer‘ ist der jeweilige Typ von Luthertum.
Als die Kirchengeschichtlerin an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr, dann am Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr (2003) und später am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (2013) tätig war, hat sich der Fokus ihrer Untersuchungen auf das Themenfeld Militär und Gesellschaft verlagert. Ihre Untersuchungen zur Geschichte der Organisationsphilosophie der Bundeswehr und zur Militärseelsorge stellen heraus, dass die Bundeswehr und die deutsche Konzeption der Militärseelsorge für einen Neuanfang stehen, dessen Folgen bis heute wirken. Die Publikationen von Angelika Dörfler-Dierken reflektieren das Verhältnis von Militär und Gesellschaft und analysieren den Einfluss der Neuen Friedensbewegung der 1980er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland sowie der DDR auf Bundeswehr und Nationale Volksarmee.
Seit dem 1. Juni 2021 ist Frau Prof. Dr. Dörfler-Dierken im Ruhestand. Sie lehrt und forscht weiterhin am Fachbereich Ev. Theologie an der Universität Hamburg.
Aktuelle Forschungsprojekte
Bewilligt wurde eine DFG-Sachmittelbeihilfe für Forschungen zur
Geschichte der Militärseelsorge von der frühen Neuzeit bis zur neuesten Zeit
DFG-Projekt Nr. DO 501/4-1
Laufzeit: 01.04.2022 bis 31.03.2025
Projektmitarbeiter: Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken
Studentische Hilfskraft: Mats Nowak
Seit Urzeiten werden diejenigen, die in Kriegszeiten Menschenblut vergießen, von Geistlichen begleitet und betreut. Das war auch im frühneuzeitlichen Europa der Fall. Mit der „Kriegsleuteschrift“ des Reformators Martin Luther traten zwei Gruppen von frühneuzeitlichen Kriegsunternehmern und ihren Söldnerhaufen auf: lutherische und katholische, beide von Militärseelsorgern der je eigenen Konfession betreut. Dazu trat bald als dritter Typus die reformierte Konfession. Diese Beobachtung regt an zu der Nachfrage, wie sich die konfessionell-religiösen Typen von Militärseelsorge unterscheiden lassen und welche Beziehung zwischen Typus und Militärorganisation besteht.
Erst im Zuge des 19. Jahrhunderts kamen – erstmals im Vielvölkerstaat Österreich – Militärseelsorger aus orthodoxen südosteuropäischen Nationalkirchen dazu und auch muslimische. Aber schon im Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland auch eine jüdische Militärseelsorge. Derzeit betreiben alle christlichen Konfessionen, zudem die jüdische Religion und der Islam Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten – allerdings nicht in allen Staaten Europas. In Deutschland gibt es beispielsweise (noch) keine muslimische Militärseelsorge; in den Niederlanden gibt es neben jüdischer und muslimischer auch humanistische Militärseelsorge.
Heute sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Soldatinnen und Soldaten entsprechend nationaler Regeln in die Militärorganisation eingebunden, und sie sind mit den Kirchen, die sie im Militär repräsentieren, in sehr verschiedener Weise verbunden. In Frankreich beispielsweise werden sie militärisch geführt; Für Deutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Modell gewählt, das katholische und evangelische sowie seit 2019 auch jüdische Militärseelsorger als Beamte auf Zeit in der Bundeswehr verankert; Die Militärbischöfe bzw. der oberste Militärrabbiner sind allein ihrer Kirche bzw. Religionsgemeinschaft verbunden und stehen protokollarisch neben dem Verteidigungsminister. Der Zeitbeamtenstatus der Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger soll eine allzu starke mentale Identifikation der Seelsorger mit der Militärorganisation verhindern und ihre Freiheit von der militärischen Führung sicherstellen. So sollen die Militärgeistlichen die Soldaten davor bewahren, der Dynamik von Hass und Gewalt zu verfallen.
Zum Fragebogen zur Organisation und Struktur der Militärseelsorge in Europa (PDF in deutscher Sprache / PDF in english language).
Stipendien und Förderungen
- Evangelisches Studienwerk Villigst
- Land Baden-Württemberg
- Thyssen-Stiftung
- Deutsche Stiftung Friedensforschung
Gremien
- EKD - Kammer für Öffentliche Verantwortung
- EKA - Theologische Arbeitsgemeinschaft für Ethische Bildung in den Streitkräften
- EKA/FEST - Koordinierungskreis zum Projekt der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) „Orientierungswissen zum Gerechten Frieden“
- LWB - Lutherischer Weltbund, Deutsches Nationalkomitee/Schriftenkommission
Mitgliedschaften
- Arbeitskreis Historische Friedens- und Konfliktforschung
- Interdisziplinäres Studienangebot Peacebuilding/Universität Hamburg
- Wissenschaftliche Gesellschaft für Theologie (WGTh), Fachgruppe Kirchengeschichte in der WGTh
- Editorial Council der ENDC Proceedings, hrsg. vom Estonian National Defense College
- 2. Vorsitzende des Arbeitskreis Militär und Sozialwissenschaften
Publikationen
- Gewaltfreiheit zwischen Anspruch und Realität (= Gerechter Frieden. Grundsatzfragen, Bd. 6) Springer 2022, hrsg. zusammen mit Hendrik Stoppel.
- Komplementarität und Komparativ, in: Gewaltfreiheit zwischen Anspruch und Realität, S. 51-76.
- Gewaltfreiheit zwischen Anspruch und Realität, in: Gewaltfreiheit zwischen Anspruch und Realität, S. 229-237.
- Die evangelische Friedensbewegung in beiden deutschen Staaten, in: Militär und Gesellschaft in Ost- und Westdeutschland 1970-1990, hrsg. von Jörg Echternkamp (= Deutsch-deutsche Militärgeschichte, Bd. 3) Berlin: Ch. Links 2021, S. 403-492.
- Militärseelsorge in der Bundeswehr, in: Seelsorge in der Bundeswehr. Perspektiven aus Theorie und Praxis, hrsg. von Isolde Karle und Niklas Peuckmann, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2020, S. 145-166.
- Angelika Dörfler-Dierken (zusammen mit Martin Elbe) Hrsg.: Bundeswehr und Gesellschaft – Wahrnehmungen im Wandel (Militär und Sozialwissenschaften, 57) Wiesbaden 2024.