Geschichte der Militärseelsorge von der frühen Neuzeit bis zur neuesten Zeit
Projektinformationen
DFG-Projekt Nr. DO 501/4-1
Laufzeit: 01.04.2022 bis 31.03.2025
Projektmitarbeiter: Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken
Studentische Hilfskraft: Laura Runde
Projektbeschreibung
Seit Urzeiten werden diejenigen, die in Kriegszeiten Menschenblut vergießen, von Geistlichen begleitet und betreut. Das war auch im frühneuzeitlichen Europa der Fall. Mit der „Kriegsleuteschrift“ des Reformators Martin Luther traten zwei Gruppen von frühneuzeitlichen Kriegsunternehmern und ihren Söldnerhaufen auf: lutherische und katholische, beide von Militärseelsorgern der je eigenen Konfession betreut. Dazu trat bald als dritter Typus die reformierte Konfession. Diese Beobachtung regt an zu der Nachfrage, wie sich die konfessionell-religiösen Typen von Militärseelsorge unterscheiden lassen und welche Beziehung zwischen Typus und Militärorganisation besteht.
Erst im Zuge des 19. Jahrhunderts kamen – erstmals im Vielvölkerstaat Österreich – Militärseelsorger aus orthodoxen südosteuropäischen Nationalkirchen dazu und auch muslimische. Aber schon im Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland auch eine jüdische Militärseelsorge. Derzeit betreiben alle christlichen Konfessionen, zudem die jüdische Religion und der Islam Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten – allerdings nicht in allen Staaten Europas. In Deutschland gibt es beispielsweise (noch) keine muslimische Militärseelsorge; in den Niederlanden gibt es neben jüdischer und muslimischer auch humanistische Militärseelsorge.
Heute sind die Seelsorgerinnen und Seelsorger für die Soldatinnen und Soldaten entsprechend nationaler Regeln in die Militärorganisation eingebunden, und sie sind mit den Kirchen, die sie im Militär repräsentieren, in sehr verschiedener Weise verbunden. In Frankreich beispielsweise werden sie militärisch geführt; Für Deutschland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg ein Modell gewählt, das katholische und evangelische sowie seit 2019 auch jüdische Militärseelsorger als Beamte auf Zeit in der Bundeswehr verankert; Die Militärbischöfe bzw. der oberste Militärrabbiner sind allein ihrer Kirche bzw. Religionsgemeinschaft verbunden und stehen protokollarisch neben dem Verteidigungsminister. Der Zeitbeamtenstatus der Militärseelsorgerinnen und Militärseelsorger soll eine allzu starke mentale Identifikation der Seelsorger mit der Militärorganisation verhindern und ihre Freiheit von der militärischen Führung sicherstellen. So sollen die Militärgeistlichen die Soldaten davor bewahren, der Dynamik von Hass und Gewalt zu verfallen.
- Dauer: 01.04.2022-31.03.2025
- Projektleitung: Angelika Dörfler-Dierken
- Drittmittelgeber: Deutsche Forschungsgemeinschaft